Es umhüllt mich feuchtheisse Luft als ich aus dem Flugzeug steige. Die Regenzeit ist gerade vobei. Leuchtend grüne Reisfelder, dazwischen ragen Palmen in den weiten Himmel. Flaches Land, Wasser überall, viel Wasser: Wasserland.
Die Menschen beginnen den Tag früh, sobald die Sonne auftaucht und wenn sie untergeht verschwinden sie schnell von den Strassen und Plätzen. Hat das mit der dunklen grausamen Vergangenheit zu tun? In der Schreckensherrschaft der ultramaoistischen Roten Khmer von 1975 bis 1979, in den ca. 30 Jahren Krieg bis 1998 kamen rund 2 Millionen Menschen ums Leben.
Mit kindlicher Neugier und Offenheit begegnen mir die vielen jungen Frauen und Männer. Lächelnde Gesichter, immer wenn ich nur zwei, drei Worte in ihrer Sprache sage. Unweigerlich muss ich an das Lächeln der Buddhafiguren denken, die hier überall stehen und sitzen, an Häusereingängen, vor Tempeln. Bewunderswert ist die Fexibiltät der Menschen. Und sie scheinen die Dinge nicht so ernst zu nehmen: keine Wutanfälle, den Dauerstau auf den Strassen tragen sie mit Engelsgeduld. Motorräder, tuc-tuc Fahrer neben dicken Limousinen auf den wenigen asphaltierten Strassen, stinkende Luft von den Abgasen, den offenen Feuerstellen, dem gebratenem Fleisch, dem Dampf der Suppen. Die Hauptstadt Phnom Penh eine einzige Baustelle, eine Stadt im Umbruch: traditionelle Holzhäuser auf Stelzen werden abgerissen um Wolkenkratzern Platz zu machen, Buddhas, Hausaltäre und Leben mit Geistern neben Leuchtreklamen und Plastikstühlen. Die Silhouette der Fischerboote auf der weiten Wasserfläche des Flusses im gelbrosa Abendlicht und die riesigen Werbetafeln für Smartphones.
Jahrtausendalter Stein erzählt die Geschichte eines Riesenreiches in Angkor, eine Tempelanlage, die sich über 250 Quadratkilometer erstreckt: der Tempel Angkor Wat spiegelt sich in der Morgensonne im Wasser, Bäume und gigantische Wurzeln überwuchern den Bayon Tempel, gigantische Buddhaköpfe schauen in die Ferne.
Dank Barbara, - meiner lieben Freundin, die seit zwei Jahren in Kambodscha lebt und arbeitet und die die wunderbare Idee hatte mich einzuladen - habe ich das Gefühl viel gesehen und viel verstanden zu haben von einer Welt, die gleichzeitig zu unserer in Europa stattfindet und doch so anders ist.
Antje Wichtrey, 2019
Nach diesen oben beschriebenen Eindrücken entstanden im Atelier der Künstlerin Antje Wichtrey zahlreiche Mischtechniken auf Bütten und einige Farbholzschnitte auf Japanpapier.
Ich schaue mir das Mittelmeer auf einer Landkarte an und richte den Blick auf das Meer, anstatt auf die angrenzenden Nationalstaaten. Ein Kulturraum tut sich auf, geprägt durch ein besonderes Klima, eigener Flora und Fauna. Im Laufe der Jahrhunderte haben Phönizier, Griechen, Römer, und Araber u.a. ihre Spuren hinterlassen. Mare Nostrum nannten die Römer dieses Meer, unser Meer.
Es ist nicht nur ein geografischer Raum, sondern auch eine Existenzweise; es gibt so etwas wie ein mediterranes Selbstverständnis, eine mittelmeerische Tradition, ein mittelmeerisches Denken. Albert Camus trat mit Leidenschaft dafür ein und beschreibt seine Besonderheiten immer wieder in seinen Texten.
Wenn ich so auf das Mittelmeer blicke, dann wirken all die gezogenen Ländergrenzen und Mauern, die zwischen Europa und Afrika und Asien aufgebaut werden, künstlich. Eigentlich verbindet dieses Meer: Unzählige Sonnentage, brennend heiss im Sommer, der klare blaue Himmel im Winter, genug Wasser, um Melonen, Orangen, Auberginen, Paprika, Tomaten, Artischoten und Granatäpfel anzubauen. In diesem Mittelmeerraum essen die Menschen das gleiche Obst und Gemüse. In Spanien wie in Syrien, von der Türkei über Italien und Marokko sind die Gärten voller Oliven, Mandeln, Zitronen und Wein.
Antje Wichtrey, 2018
Es enstanden diverse Leinwände und 2 Farbholzschnitte zum Thema Mediterraneum, die in ihrer einzigartigen Farbigkeit das mediterrane Klima und die Lebensart der dort lebenden Menschen einfangen.
Sie finden die einzelnen Arbeiten als Leinwandeinträge bzw. Farbholzschnitte unter der Rubrik "Antje Wichtrey"